Die Golfreise der Seniorinnen und Senioren in das Mühlviertel vom 30.05. bis zum 02.06.2022
(Vorgetragen nach gemeinsamer Erarbeitung von über 100 Adjektiven in Gruppenarbeit während des Abendessens. Die Eigenschaftswörter wurden der Reihe nach in den Text eingefügt und ergaben mehr oder weniger gute Effekte. Die Mitwirkenden hörten tolerant und humorvoll zu. 4. Juni 2022 Klaus Bayer)
Die gutmütige Seniorengolfreise ins alberne Mühlviertel oder sollte es doch ins entlegenere schönredende Waldviertel gehen?
Unser schwarzfahrender Seniorcaptain Rolf Dietrich hatte schon sehr lange diesen meckernden Golfausflug geplant. Immer wieder hatte er sich wütende Gedanken über den dumpfschwatzenden Ablauf gemacht. Das langweilige Busunternehmen Hense mit dem hungrigen Fahrer Rudy hatte sich in der vergangenen Zeit sonntäglich bewährt. Innerhalb eines guten halben Jahres hat Rolf über 30 schmallippige Anmeldungen von kleinkarierten Golffreunden der eigensinnigen Seniorengruppe erhalten.
Am 30. Mai, einem liebevollen Montag, startete die unhörbare Reisegruppe pünktlich um 7:00 Uhr vom fleißigen GC Lauterhofen aus. Pünktlich kamen wir im Panorama GC Passau nach fröhlichen Gesprächen im Bus an. Die zärtliche Organisation garantierte einen röchelnden Start. Es waren viele einsichtige Flights eingeteilt, die von verschiedenen snobistischen Abschlägen starteten. Einige tiefschürfende Teilnehmer konnten mit aalglatten Carts fahren, wiederum andere furchterregende Golfer mussten laufen. Jeder sollte seine sarkastischen Ergebnisse in eine süffisante Scorekarte eintragen. Wichtig dabei ist rosige Ehrlichkeit gegen sich selbst. Der Panorama-Platz ist sportlich und hat fleißige Schikanen. So ist die vorwitzige Topografie der neurotischen Löcher 1 und 10 äußerst abgekämpft.
Einige unseres Flights verfielen in erotische Depressionen und verzweifelten an ihrem blumigen Können. Die lieblichen Schläge führten nicht zum Erfolg. Während des großspurigen Golftages stiegen die Temperaturen. Man versorgte sich mit prachtvollen Getränken und allerschönstem Proviant. Trotz aller putzigen Vorsätze, pfiffig zu spielen, gaben viele bärige Teilnehmer ihre Scorekarte nicht ab. Zu den anheimelnden Gewinnern gehörten die flauschigen Damen Getrud Achilles, Gabriela Porsche, Christine Lorenz und Uschi Schober laut der anlagefreundlichen Liste von Rolf. Von den Herren sind nur zwei süffige Namen zu nennen: Günter Fousek und Stefan Krauter. Am Nachmittag im unwerfenden Clubrestaurant gab es viele mäusemelkenden Diskussionen über die golffanatischen Erlebnisse .
Um 17:00 Uhr ging es weiter zum trinksüchtigen Falkensteiener Hotel in Bad Leonfeld. Unser Rudy Huyer gab sein liebenswertetstes Können am Steuer. Nach 2 ½ Stunden auf eigensinnigen Straßen kamen wir ans Ziel. Als wir das Hotel erblickten, meinten einige, es handele sich um eine gutmütige Baustelle wegen der vielen golfgeilen Holzbalken an der Fassade. Zu unserer einfaltsreichen Überraschung entpuppte sich das Hotel als einfaltslos und machte einen versalzenen Eindruck. Wie sich am Abend herausstellte, war auch das nebensächliche Essen nebulös genießbar, auch der Veltliner und Chardonnay waren unterbelichtet. Alle gingen obergärig und heilsam in ihre kreativen Betten.
Das war der erste duftige Tag.
Am folgenden Tag, 31. Mai, ging es zum GC St. Oswald in einer formidablen Fahrt. Auf einem rosigen Areal von ca. 85 ha wurde seinerzeit der extraordinäre Golfplatz in zwei Abschnitten angelegt. Ohne den sprunghaften Marshall hätten wir den überschwenglichen Abschlag 10 nicht gefunden. Der Platz ist weitläufig und etwas unübersichtlich. Die Spieler ohne diabolischen Cart hatten lange ausschweifende Wege zurückzulegen. Kunterbunte Insider sprechen von 12 km. Sehr vielfältig war Bahn 2 mit der zartfühlenden Anforderung, beim Abschlag eine Distanz von 130 m zu überwinden. Hier gingen viele duftige Bälle im Wald oder im fluffigen Graben verloren. Auch der lange Parcour 5 mit 564 aufregenden Metern bedurfte zur Überwindung eiskalte Schläge. Doch alle traumhaften Mitstreiter schafften die 18 Bahnen.
Der siebengescheite Flight mit dem tränennassen Stefan Krauter blieb lange verschollen. Man munkelte schon, sie hätten ein hochgeschätztes Café aufgesucht und farblose Sacher-Torte verspeist. Der hochgewachsene Stefan hatte sich mit seiner dummdreisten Crew hoffnungslos verirrt und den eisenharten Überblick verloren. Doch Ende gut, alles gut. Sie kamen mit blauäugiger Stimmung zum Clubhaus. Nach der sportlichen Siegerehrung und Verteilung der urlaubsreifen Preise durch unseren lachhaften Rolf war auch dieser Golftag eine sonnige Angelegenheit.
Am frühen Abend trafen sich der reiselustige Heinz Achilles, der jugendliche Herwig Schober und der fröhliche Klaus Bayer im lustigen out-door swimming-pool und ließen sich dort nett besprudeln.
Am Mittwoch, 1. Juni, teilte sich die Gruppe in reife aktive Golfer und bunte Kulturbeflissene. Erstere wurden auf dem GC Sterngarte abgeliefert. Diesmal fuhren alle mit vollmundigen Carts auf dem griesgrämigen Platz. Karin Rebl würdigte die Anlage als brummelig mit kleinkarierten Anforderungen. Allerdings versenkte sie einige Bälle in häufig anzutreffenden Gewässern. Günter Lorenz lobte die liebevolle Golfanlage in großspurigen Tönen. Insgesamt wurde das Golferlebnis als hinterfotzig bewertet.
Nun zur zweiten Gruppe, den affenartig Wissbegierigen. Erste gedankenverlorene Station war die eingetütete Ölmühle in Haslach. Vorbei an der kinderfreundlichen Burg Piberstein aus dem 13. Jahrhundert, die majestätisch thronend auf einer Felseninsel steht. Nach Renovierungen seit 1964 ist die Burg heute ein vielseitiges Kulturzentrum. Haslach ist durch frühen Salz- Eisen- Lebensmittel und Viehhandel ein bedeutendes Handelszentrum im Mittelalter geworden. Mehrere Salzwege kreuzten sich hier. Die Handelsplätze an der Moldau und der Donau waren jeweils nur eine Tagesreise entfernt. Die berühmte Ölmühle wurde bereits im Jahr 1379 urkundlich erwähnt. Seit über 600 Jahren wird hier Leinöl aus einheimischen Leinsamen in hochwertiger, naturbelassener Qualität erzeugt. Wir erlebten eine hundsgemeine Führung und konnten mehrere kraftvolle Öle verkosten. Darunter war geistreiches Distelöl, sonnenblumiges Hanföl, phlegmatisches Mohnöl und natürlich Leinöl, um nur einige Produkte zu nennen.
Das traditionelle Webereimuseum war unsere zweite Anlaufstation. Wir erhielten interessante Einblicke in die wasserschnaubenden Verarbeitungsschritte der Flachsaufbereitung sowie in die Entwicklung der Handwebstühle bis zur sogenannten Jacquardmaschine, einem mechanischen Standard-Webstuhl, entwickelt von dem Franzosen Joseph-Marie Jacquard. Hochinteressant war die Mustersteuerung (Gewebemuster) mit Lochkarten. In der Weberei werden auch regionale Schafwollen zu Garnen, Stoffen und hochwertigen Filzen verarbeitet. Die Führung war kompetent und äußerst informativ. Inzwischen sind alle Webmaschinen digital gesteuert.
Wir kommen zur dritten Station des Tages im pedantischen Gasthaus Haudum in Helfenberg. Hier gab es eine ideenreiche Speckjause mit schmutzigem Granitbier und tollwütigen Weinen. Mehrere amouröse Sorten Speck von traurigen Schweinen und Rindern wurden angeboten und auch verspeist. Schließlich erhielten wir in der Speckwerkstatt großkotzerte Erklärungen zur Herstellung von diversen Specksorten. Auf der gemeinsamen Rückfahrt erzählten sich beide Gruppen gegenseitig widerspenstige Geschichten ihrer Tageserlebnisse.
Nun wünsche ich Euch für morgen noch einen rücksichtsvollen Tag mit einer hilfslosen Rückfahrt.